GAP-Projekt / Südost-Anatolien 2007
20.-22. Oktober
In der Türkei als Jahrhundertprojekt gefeiert, von den Nachbarn als Existenzbedrohung wahrgenommen: das GAP-Projekt.
GAP ist ein massives Entwicklungsprogramm in Südanatolien, im Bereich der Flüsse Euphrat und Tigris, und erstreckt sich bis an die syrische Grenze. Es umfasst 22 Staudämme, 19 Kraftwerke, und betrifft 9% der Fläche der Türkei, 75 358 qkm. Bei Fertigstellung sollen etwa 1,64 Millionen Hektar Land bewässert werden. Um das Projekt durchführen zu können, mussten über 4 Millionen Menschen umgesiedelt werden.
Beim Besuch des Atatürk Staudamms betonten Vertreter des Wasserbauamtes DSI bei einem Vortrag die Vorteile hinsichtlich verschiedenster Apekte wie Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Erschließung für Handel und Tourismus usw. Die mindestens ebenso zahlreichen negativen Folgen und Bedenken zu ökologischen (Verschlammung des Stausees, Versalzung der Böden usw.), politischen (Syrien, Irak, Kurden) und sozialen Problemfeldern kamen dann bei der Hydroformance in Istanbul zur Sprache.
Daß es sich hier um ein äußerst sensibles Feld handelt wurde klar, als der Overtures-Gruppe trotz bestehender schriftlicher Genehmigungen der Zutritt zum Stauwehr und damit zum eigentlichen See vom Militär verweigert wurde.
Bereits vorher konnte man sich von einem Teil der gewaltigen Probleme ein Bild machen. Die Besichtigung der Euphrat Staustufe Birecik (übrigens mit erheblicher Beteilgung deutscher Firmen entstanden) verdeutlichte wenigstens einen kleinen Teil des Preises. Hier versank die ehemalige hellenische Siedlung Zeugma oder Seleukia. Wertvolle archäologische Funde dieser bedeutenden Handelsstadt am Euphrat konnten nur kurz vor der Überflutung im Jahre 2000 buchstäblich in letzter Sekunde durch Privatinitiativen gerettet werden.
Teilnehmer
Kuratoren: Juan Carlos Betancourt (Lateinamerika), Serafine Lindemann (Deutschland), Marianne Maasland (Niederlande)
Künstler: Kalle Laar (Deutschland), Rúrí (Island), Silver & Hanne Rivrud (Norwegen), Silvia Erdem, Genco Gülan, Orhan Cem Cetin (Türkei)
Filmemacher: Frank Sauer (Deutschland)
Fotografie: Mila Pavan (Italien)
Medien: Sven Ricklefs (Bayerischer Rundfunk), Iris Rodriguez (freie Journalistin)